Von Jazz bis Jagdhorn

08. September 2014 – Landeszeitung

Die Musikgruppe Quéke aus Hamburg spielt in Kramers Kuhstall afrikanisch inspirierte Jazzmusik. Wie alle anderen Musiker ist auch diese Gruppe in Barnstedt kostenlos aufgetreten. Foto: t&w (Klick auf Bild öffnet Originalartikel)

Afro-Jazz im alten Kuhstall, Trommeln in der Dorfmitte, Folk in Ankes Garten und sudanesisches Essen im Küchenzelt: Mit einer bunten Mischung aus Musikstilen, Stimmungen, Veranstaltungsorten und Leckereien lockte die 1. Benefiz-Musikmeile am Sonntag, 7. September, Hunderte Besucher nach Barnstedt. Statt Eintritt baten die Veranstalter um Spenden  Geld, mit dem sie die im Ort lebenden Flüchtlinge unterstützen, Dolmetscher und Anwälte bezahlen wollen. Im Mittelpunkt standen bei der Musikmeile allerdings nicht Probleme und Politik. „Heute wollen wir gemeinsam feiern“, sagte Initiator Egbert Bolmberg. Ein Wunsch, der sich erfüllte.

Vor dem ehemaligen Gasthaus Kruse herrscht Feierstimmung, gemeinsam tanzen Besucher und Flüchtlinge zur Musik der Lüneburger Schrotttrommler. 17 erwachsene Asylbewerber und acht Kinder leben zurzeit in dem einstigen Gasthof, der in Barnstedt inzwischen auch Welt-Haus genannt wird. Bei der Musikmeile sind sie alle dabei, sitzen zusammen, hören den Musikgruppen zu, tanzen, feiern. Im Vorfeld haben einige von ihnen gemeinsam mit Vera Geldmacher auch das Essen vorbereitet, sudanesische Spezialitäten, für die die Besucher Schlange stehen. Daunter auch Christa Schult.

Mit ihrem Mann Uwe ist die Lüneburgerin nach Barnstedt gekommen, „und ich muss sagen“, sagt sie, „ich bin total begeistert.“ Die vielen Musikstile, die tolle Atmosphäre, die Begegnung mit den Flüchtlingen, die Spendenaktion, „das finde ich wirklich klasse.“ Auch Traute Kletti aus Embsen genießt den Bummel von einem Musikschauplatz zum nächsten. „Wirklich klasse“, sagt sie, „auch das Engagement aller Beteiligten für die Flüchtlinge.“

Alle Musiker spielen kostenlos  an insgesamt fünf verschiedenen Orten zwischen ehemaliger Wassermühle und Grotes Gasthaus. Fast überall ist von 11 bis 17 Uhr durchgehend Programm, unter anderem in Kramers Kuhstall. Dass Hans-Georg Kramer seinen Raum für die Benefizmeile zur Verfügung stellt, ist für den Barnstedter selbstverständlich. „Man kann nur da etwas Gutes tun, wo man ist“, sagt er, „und wir sind nun mal in Barnstedt.“

Eine weitere Besonderheit der 1. Benefiz-Musikmeile in Barnstedt: die ganz verschiedenen Musikgruppen. Die Spannbreite reichte vom Hip-Hop- und Rap-Musiker bis zu den Betzendorfer Jagdhornbläsern. Auch für den Vorsitzenden der Bläsergruppe etwas Neues. „Eins unserer Mitglieder ist Landwirt hier im Ort und hat gefragt, ob wir nicht mitmachen wollen“, sagt der Vorsitzende Georg Heidendecker. Und die Jagdhornbläser wollten. „Ich finde es super, wie man sich hier um die Flüchtlinge kümmert. Und jeder, der kann, sollte zumindest einen kleinen Teil dazu beitragen.“ Mit Musik. Oder auch einem Besuch mit Spende bei der Barnstedter Benefiz-Musikmeile.

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